Kurz vor Weihnachten sprießen die Weihnachtsmärkte in den Stadtteilen aus dem Boden. Manche, wie etwa der “große” Frankfurter Weihnachtsmarkt am Römer, sind über Tage oder gar Wochen geöffnet. Manche, wie der Schwanheimer Weihnachtsmarkt, locken nur an einem einzigen Wochenende die Kunden an.
Der Verein Historische Straßenbahn Frankfurt hat einen Sonderfahrplan für den Schwanheimer Weihnachtsmarkt organisiert, befindet sich doch das derzeit geschlossene Verkehrsmuseum eben in jenem Stadtteil. Historische Straßenbahnen fahren quer durch die Stadt, doch die meisten Fahrgäste nutzen diese Züge um des Fahrens willen – nicht für den Besuch des Weihnachtsmarkts. Mich eingeschlossen. Hier fahren die ältesten Fahrzeuge, die es in Frankfurt zu bestaunen gibt.
Im Riederwald gibt es die modernsten Fahrzeuge zu bestaunen. Kostenlos kann man sich hier informieren, wie weit es mit dem autonomen Fahren heutzutage schon gekommen ist. Ohne Fahrer, lediglich mit einem Operator besetzt, drehen autonome Elektroshuttles ihre Runden. Ich installiere mir die App und rufe mir einen der Shuttles. Der kommt dann auch fast zur angekündigten Zeit. Dazu aber später mehr.
Die Straßen des Stadtteils sind ausgiebig vermessen worden. Nur so können die Fahrzeuge ihren Weg selbst suchen. Manchmal bleiben die Fahrzeuge stehen, weil sie Hindernisse erkennen, die ein Mensch gar nicht als Hindernisse sehen würde. Die Kameras werden manchmal durch Pfützen irritiert. Mein Shuttle macht an einer Kreuzung einen Nothalt, weil Äste von einem Baum über der Fahrbahn hängen. Die Kameras erkennen die dünnen Äste, die ein menschlicher Fahrer ignorieren würde, und das Fahrzeug stoppt. Der Operator muss dann eingreifen und den Shuttle mit einer Funkfernsteuerung am Hindernis vorbei steuern.
Neben den Kameras sind noch Radar- und Lidar-Sensoren an Bord. Damit können die kleinen Busse immerhin bei maximal 20 km/h autonom agieren. Mache Anwohner machen sich einen Spaß daraus, die Shuttles knapp zu überholen. Das führt dann immer zu einer Notbremsung.
Dass der Shuttle fast nie zur angekündigten Zeit an der Abholstelle eintrifft, hat übrigens mit der Höchstgeschwindigkeit der Fahrzeuge zu tun. Die Software ist die gleiche Software, die andere On-Demand-Angebote des RMV auch nutzen, so wie etwa Knut. Dort sitzen aber Menschen am Steuer, die mit normaler Geschwindigkeit fahren. Deswegen ist RMV-Easy fast immer zu spät dran.
Es war eine spannende Testfahrt mit einem außergewöhnlichen Fahrzeug, einem mitteilsamen Operator und interessanten Hindernissen. Bis autonome Linienbusse ein normaler Anblick auf unseren Straßen sind, wird noch viel Gehirnschmalz in die Weiterentwicklung fließen müssen. Es ist jedoch erstaunlich, wie viel heute schon möglich ist. Die alten Fahrzeuge sind optisch allerdings viel ansprechender.